Vor den Osterferien gab ich ein Webinar zum Storytelling und stellte den Teilnehmenden eine narrative Methode vor, die Erfahrungswissen von Experten und Projektteams ganz einfach dingfest machen kann.
Die narrative Methode heißt Ereigniskurve und arbeitet mit dem Effekt, dass man emotional bedeutsame Erlebnisse besser erinnert. So kann die Ereigniskurve „Critical Incidents“ heben, Hot Spots in der Erfahrungswelt der Wissensträger, in denen sie wertvolle positive wie negative Erfahrungen sammelten.
Die virtuelle Umgebung war klasse, die Teilnehmer machten super mit und im Feedback im Anschluss passte auch. Alles gut also?
Nicht ganz, denn die Diskussion im Webinar verunsicherte mich: die Teilnehmenden waren zwar begeistert von dieser einfachen Methode, aber sie wollten sie im virtuellen Raum, etwa im E-Learning einsetzen!
Wie soll das gehen, eine durch und durch synchrone und face-to-face-Sache, wie es für mich die Arbeit mit Geschichten ist, soll asynchron und über den Bildschirm funktionieren?
Stößt hier das narrative Arbeiten in Unternehmen an seine Grenzen? Ich erlebe mehr und mehr Situationen in vor allem größeren Unternehmen, in denen Workshop-Formate und Train-The-Trainer-Konzepte für den virtuellen Raum angefragt werden, die nicht mehr live durchgeführt werden, sondern die man per Anleitungs-Text nachmachen können soll. Doch wie soll Lernen und Verstehen funktionieren können, wenn ein zentraler Moment nicht mehr vorhanden ist? Dieser zentrale Moment im narrativen Arbeiten ist für mich, eine Lern-ERFAHRUNG machen zu können. Eine Erfahrung, die ein Teilnehmer, der später selbst Trainer sein soll, im Dialog mit anderen Menschen, in Erzähl-Situationen, in Dialog- und Reflektionsräumen macht?
Hier sehe ich jede Menge Hürden und Herausforderungen, die Stärken der narrativen Methoden in die digitale Welt hinüberzutragen.
Fürs Erste begegne ich dieser neuen Aufgabe mit zwei Maßnahmen: ich bilde an der hdm zusammen mit Michael Müller zum narrativen Organisationsberater aus – je mehr das narrative Arbeiten als Haltung und Methodenkoffer in Unternehmen fest installiert ist, desto besser wird auch die Transformation in die Digitale Welt gelingen.
Zum Anderen werde ich gemeinsam mit dem E-Learning-Anbieter vitero brainstormen, wie digitale Storytelling-Formate aussehen könnten und wie man narrative Methoden wie die Ereigniskurve im virtuellen Raum nutzen kann. Unser Termin ist schon kommende Woche, ich bin sehr gespannt, wie die Transformation analoger narrativer Methoden in die digitale Welt weiter voranschreiten wird!
Hier ist der Link zur Aufzeichnung des Webinares in Youtube – viel Spaß beim Zuschauen wünscht und beste Grüße sendet
Christine Erlach