Es ist jetzt doch schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal etwas intensiver mit der Wissenschaft in Kontakt kam. Promotion, erst recht das Studium ;-), liegen Jahre zurück. Deshalb habe ich mit großer Neugier meinem Gastvortrag an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zum Thema „Storytelling und narrative Methoden in Unternehmenskontexten“ entgegengesehen.
Eingeladen zu diesem Vortrag wurde ich, weil Frau Prof. Monika Fludernik mich 2011 fragte, ob ich mich als Auswärtiges Assoziiertes Mitglied für das geplante Graduiertenkolleg „Faktuales und Fiktionales Erzählen“ zur Verfügung stellen würde. Gerne sagte ich damals zu und drückte dann für den DFG-Antrag kräftig die Daumen. Vor einem Jahr wurde der Antrag bewilligt (siehe Blogbeitrag dazu) und mittlerweile haben 10 Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Doktorarbeiten begonnen (mehr zu den Stipendiaten und ihre Themen hier)! Auf diese und weitere Gasthörer traf ich dann letzte Woche.
Erzählt habe ich in meinem Vortrag, neben einer kleinen Einführung ins narrative Management und der Geschichte, warum und wie ich überhaupt zum narrativen Thema und der Selbständigkeit kam, vor allem aus der Praxis von narrativen Unternehmensprojekten in den Kontexten Projekt Debriefing, Cultural-Change und Employer Branding.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Zuhörer viele Fragen z. B. über narrative Einsatzkontexte, Wissenschaftlichkeit der Daten, oder zu der Nachhaltigkeit von Geschichten in Unternehmen.
Eine Frage hat mich dabei besonders nachdenklich gemacht: „Fühlen Sie sich bei Ihrer Arbeit auch immer ein bisschen auf Mission für den Einsatz des Narrativen in Unternehmen?“ Tatsächlich habe ich mich gerade in den Anfangsjahren von NARRATA Consult oft genauso gefühlt, wenn ich in Unternehmen kam und begeistert davon erzählt habe, was mit Storytelling und narrativen Methoden erzielt werden kann. Es war vor allem ein gutes Stück Überzeugungsarbeit nötig für den Einsatz einer weitgehend unbekannten Methode und eines ungewöhnlichen Ansatzes. Heute, so merke ich, setze ich bei Gesprächen immer öfter voraus, dass Storytelling und der narrative Ansatz in seinen Grundzügen bekannt sind. Aber längst nicht immer ist dem so. Es zeigt sich immer wieder: die „Mission“, die Überzeugungsarbeit ist noch lange nicht abgeschlossen und ich habe mir vorgenommen, sie in Zukunft doch wieder mehr in den Fokus rücken.
Daneben hat mich gefreut, dass der Unternehmenscomic, mit dem ich beispielhaft unser Vorgehen beim Projekt Debriefing vorgestellt habe, so eingängig für die Zuhörer war. Immer wieder wurde in Fragen und der Diskussion darauf Bezug genommen. So werde ich das in Zukunft wohl häufiger erklären.
Am nächsten Tag fand mit dem Graduiertenkolleg noch ein Workshop zum Thema „Storytelling in Unternehmen“ an der Universität in Freiburg statt. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge und ich versuchte so gut ich konnte den vielen Fragen und Anmerkungen Rede und Antwort zu stehen.
Interessant für die Doktoranden war dabei weniger unser methodisches Vorgehen, als vielmehr die Aufbereitung und Verwendung der Geschichten und die Frage der Moral bzw. der Verantwortung für die Geschichten und Comics, die NARRATA Consult in den Unternehmen erstellt und verbreitet. Dabei haben wir alle wieder einmal festgestellt, wie unterschiedlich die Anforderungen und Rahmenbedingungen der Wirtschaft und der Wissenschaft sind. Vor allem um die Frage der Moral entspann sich eine bewegte Diskussion: Inwieweit greifen wir mit unseren Geschichten in das Unternehmen ein? Wie sollte man gerade mit heiklen Themen umgehen? Inwieweit trägt der Autor von Geschichten für die Inhalte Verantwortung und inwieweit steuert das die Gestaltung von Geschichten in Unternehmen? Spannende und weitreichende Fragen, die uns bei NARRATA Consult auch immer wieder beschäftigen.
Ich hoffe, das war nicht der letzte Austausch mit dem Gratuiertenkolleg und wir bleiben zu diesen und weiteren spannenden Tehmen in Kontakt.
Auf der Heimfahrt dachte ich immer wieder: Ach hätte es doch so ein Graduiertenkolleg gegeben, als ich promoviert habe!
Ich wünsche den 10 Doktoranden und Frau Prof. Fludernik weiterhin gutes Gelingen, viel Freude und Erkenntnisse auf diesem spannenden Themenfeld.
Danke für die tolle Diskussion und die vielen Denkanstöße!
Beste Grüße, Karin Thier