Im ersten Teil dieses Blogs beschrieben wir, warum Storytelling bei der Entwicklung von Führungsleitlinien so gute Dienste leistet. Hier im 2. Teil geht es darum, wie Storytelling uns bei einem rasant wachsenden IT-Dienstleister half, Führungsleitlinien zu formulieren, die dem Unternehmen eine Orientierung in einer von großer Veränderung geprägten Umgebung geben sollen.
Wir hatten 1,5 Tage Zeit, die verschiedenen Standpunkte und Wünsche der Beteiligten, darunter auch einige aus der Geschäftsleitung und der Vorstandvorsitzende, in 6 Leitsätzen zu vereinen und mit Metaphern und Beispielgeschichten zu unterlegen. Ein kleines Zeitfenster, war es doch notwendig, auf „2 Hochzeiten zu tanzen“ und dennoch das Ziel zu erreichen, nämlich fertig formulierte Leitlinien zu erarbeiten.
Die eine „Hochzeit“ bzw. Ebene war die abstrakte Welt der Worte, die von Fragen bestimmt wurde wie: „Welche Begriffe und Eigenschaften beschreiben das gewünschte Führungsverhalten? Welche Formulierung bringt unsere Ziele am besten auf den Punkt?“
Die andere Ebene war die narrative Welt der Erfahrungen und der Geschichten, die Suche nach bestimmten Szenen, die das Führungsverhalten beschreiben konnten, sowie die Welt der Metaphern und Analogien: „Welche konkreten Ereignisse veranschaulichen welches Führungsverhalten? Welche Bilder und Metaphern können am besten beschreiben, was wir aussagen wollen?“
Wie gingen wir vor? Wie der Titel schon verrät, gingen wir mit Ereigniskurven auf eine Reise in die Vergangenheit: Durch das Erzählen und Analysieren der konkreten Verhaltensweisen von Führung aus der älteren und jüngeren Vergangenheit wird es möglich, zunächst einmal ein „realistisches“ Bild der tatsächlich gelebten Führungskultur eines Unternehmens zu erhalten: „Wo und wie hat sich gutes Führungsverhalten gezeigt, welches typisch für unser Unternehmen ist und wo sind unsere Schwachstellen, Baustellen, auf die wir unser Augenmerk richten müssen?“
Nach Kenntnis der existierenden Führungskultur gelangten wir „zurück in die Zukunft“, und zwar mithilfe der Heldenreise, die die Teilnehmer durch eine Welt von morgen führte, in der idealtypisches Führungsverhalten erlebbar war: „In welche Richtung wollen wir uns entwickeln, welche Führungsleitlinien passen zu uns und unserer Unternehmensstrategie?“
Die Teilnehmer stellten sich einen potentiellen (neuen) Mitarbeiter, eine Führungskraft und/oder ein bestimmtes Projekt vor und schickten den Mitarbeiter bzw. die Führungskraft auf „Heldenreise“: „Wie unterstützt die Führungskraft den Held beim Aufbruch ins Unbekannte, wie reagieren Führungskräfte und Mitarbeiter bei Auftreten von schwierigen Situationen, wie reagieren sie auf etwaige Schwellenhüter, etc.?“
So wurde aus dem „narrativen Blick“ in die Vergangenheit und in die Zukunft von Führungskultur das „Rohmaterial“ für die Führungsleitlinien gewonnen. Nun stand die abstrakte Welt der Worte und Formulierungen im Vordergrund: die Grundstruktur einer core-story war der Ausgangspunkt, um 6 jeweils zu den Werten passende Leitlinien für das Führungsverhalten zu definieren.
Anschließend ging es erneut hinüber in die narrative Welt: welche Bilder und Metaphern können diese Leitlinien am besten ausdrücken, welche bekannten oder fiktiven „Figuren“ stehen am ehesten für dieses Führungsverhalten?
Am Ende des Workshops war es geschafft: die Teilnehmer hatten 6 zu ihren Werten passende Leitlinien und konkretes Führungsverhalten definiert und erste „Helden“ aus der echten oder der fiktiven Welt gefunden bzw. geschaffen, die dieses Führungsverhalten repräsentieren.
Wie geht es nun weiter? Nun steht der Roll-Out Phase 1 an die restlichen Führungskräfte an, die die Werte und die Leitlinien nicht nur hören oder lesen sollen, sondern diese annehmen, sich zu eigen machen, nach ihnen handeln sollen. Geplant ist ein Event rund um die Mythen und Helden aus einem bekannten Fantasy-Epos – unsere Köpfe rauchen schon mit der Konzeption eines narrativen Events für die Übergabe!
Natürlich vergessen wir dabei nicht den Roll-Out Phase 2 an die 800 Mitarbeiter: Die in Phase 1 des Roll-Out geschaffenen Helden und die dort erarbeiteten Metaphern und Geschichten werden das Transportmittel sein, um die Werte und Leitlinien lebendig zu machen und so das gesamte Unternehmen zu erreichen und den vielen neuen Mitarbeitern Orientierung und Leitschnur zu sein.
Kurzum, ein tolles Projekt in der IT-Welt, das uns großen Spaß macht!
Fortsetzung folgt…
Beste Grüße senden Christine Erlach und Karin Thier