In den nächsten fünf bis zehn Jahren gehen fast 50% der Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Rheinpfalz in Ruhestand und auch in Trier und Kaiserslautern sieht es ganz ähnlich aus. Grund genug für die Polizei Rheinpfalz die großen Aufgabe „Leaving Experts“ anzugehen und thematisch in den Mittelpunkt ihrer Ende letzten Jahres in Klingenmünster stattfindenden Klausurtagung der Leitbildmoderatoren zu stellen.
Unter diesem Slogan stand die Veranstaltung und NARRATA Consult war eingeladen narrative Möglichkeiten des Wissenstransfers vorzustellen. In den Geschichten und Erlebnissen, die die ausscheidenden Kollegen der Schutz- und Kriminalpolizei über ihre Arbeit zu erzählen haben, steckt für das Polizeipräsidium Rheinpfalz ein enormes Wissenspotential. Storytelling und narrative Ansätze können helfen, dieses zu erheben und langfristig zu sichern.
Viel von diesem Wissen ist dabei informeller Natur und wurde durch jahrzehntelange Erfahrung aufgebaut. So kann beispielsweise der erfolgreiche Umgang mit Bürgern bzw. die typgerechte Kommunikation in Situationen wie z. B. der Zweiradkontrolle, bei der Unfallaufnahme oder bei Festnahmen am besten anhand von Beispielen aus Realsituation erzählt und weitergegeben werden.
Ein weiteres Thema, was für einen narrativ unterstützten Wissenstransfer spricht, ist die Motivationslage der ausscheidenden Mitarbeiter in den Polizeidirektionen. Vielen fehlt es an Motivation für eine strukturierte, selbstgesteuerte Wissenssicherung in Form von vorgefertigten Templates oder Datenbanken. Ein moderiertes, persönliches Gespräch (im Sinne von: „Weißt du noch…?“), wird hingegen als Wertschätzung der eigenen Person und beruflichen Leistung empfunden und erscheint weniger Anstrengend.
Eine große Herausforderung für den Wissenstransfer des Polizeipräsidiums Rheinpfalz stellt auch die Tatsache dar, dass in vielen Fällen die Stelle des ausscheidenden Mitarbeiters nicht direkt nachbesetzt werden kann. Das Wissen des Leaving Expert muss daher so dokumentiert werden, dass es auch nach einem längeren Zeitraum und ohne Rückgriff auf den Wissensträger noch nachvollziehbar für den Nachfolger bleibt. Hier hilft die Einbettung des Wissens in einen konkreten Kontext, bzw. in eine kleine Geschichte. Also z. B. die Demonstration der Wichtigkeit von der zeitnahen Dokumentation bei der Tatortbesichtigung anhand eines Erlebnisses , welches ein junger Kriminalbeamter bei einer heiklen Leichenschau hatte.
Der Einsatz narrative Elemente und Moderationstechniken stellt für die Polizei Rheinpfalz ein durchaus interessantes Instrument dar und an Geschichten fehlt es wahrlich nicht:
„Unsere Kollegen erleben bei ihrer Arbeit in einer Woche oft mehr als viele Menschen in ihrem ganzen Leben.“ Carsten Borck, Polizeipräsidium Rheinpfalz