Das Thema Digital Storytelling beschäftigt uns ja schon länger (siehe z. B. hier und hier) und jetzt haben wir uns eine Woche lang mit diesem zukunftsträchtigen Thema ganz intensiv auseinandergesetzt. Gelegenheit dazu boten uns Astrid Nierhoff und Melina Garibyan, die beiden Gründerinnen der gemeinnützigen Gesellschaft „StoryAtelier“ (wir berichteten). StoryAtelier wird in Zukunft Digital Storytelling im sozialen Bereich einsetzen, um z. B. mit Alzheimer-Patienten, oder Flüchtlingen zu arbeiten. Dafür werden sie eine Reihe von Train-the-Trainer Seminaren durchführen. Beim allerersten, welches von Nikoline Lohmann und Signe Sander aus Kopenhagen vom Digital Storylab geleitet wurde, waren wir mit dabei. Unser Augenmerk lag besonders auf der Frage: Inwiefern lässt sich Digital Storytelling (nach Joe Lambert, Storycenter) auch für Fragestellungen in Unternehmen einsetzen?
Die Tage, die wir gemeinsam mit der Gruppe im wunderschönen und inspirierenden Restaurant & Galerie Kunstbruder verbracht haben, werden wir bestimmt nicht so schnell vergessen. Und eines ist uns dabei klar geworden: die große Stärke von Digital Storytelling liegt in der emotionalen Ebene und auch technisch weniger versierten Personen (:-)) ist es mit etwas Geschick und Anleitung möglich, eine „Digital Story“ zu erstellen.
Die eigentliche Herausforderung liegt darin, die Emotionalität der eigenen Story herauszuarbeiten und das in vielerlei Hinsicht: Zunächst ist da die Frage, welches Thema eignet sich überhaupt? Ziel von Digital Storytelling ist das Finden von bedeutsamen persönlichen Geschichten und das Erzählen dieser in einer überzeugenden Art und Weise. Das, was erzählt wird, muss dem Erzähler wirklich am Herzen liegen, es muss ihm etwas bedeuten. Das kann die Geburt eines Kindes sein, der Verlust einer geliebten Person oder das Meistern einer besonderen Herausforderung, wie einer schweren Krankheit. Dafür muss man sich buchstäblich öffnen, denn in unserem (beruflichem) Alltag findet sich sonst kaum Zeit und Anlass, über solche persönlichen Erlebnisse zu reflektieren, geschweige denn eine für andere inspirierende Geschichte daraus zu entwickeln. Genau das ist es, worum es im Digital Storytelling Workshop geht.
Wir haben es uns nicht leicht gemacht, denn wir wollten ein Thema finden, welches mit unserer Arbeit bei NARRATA Consult zu tun hat und dennoch eine echte „Digital Story“ ist. Wir entschieden uns, zwei Geschichten dafür in Angriff zu nehmen: Die Gründung von NARRATA Consult und die Aufbereitung eines Kundenprojektes. Mit der Geschichte über die Gründung von NARRATA Consult wollten wir herausfinden, ob sich Digital Storytelling grundsätzlich für die Aufbereitung von Gründungsgeschichten von Unternehmen eignet. Die Kundengeschichte sollte uns Erkenntnisse darüber liefern, ob sich mit Digital Storytelling auch Marketing- und Produktgeschichten entwickeln lassen. Wie sich herausstellte, ein durchaus gewagtes Experiment. Warum, dies zeigte sich im sogenannten „Story Circle“.
Im „Story Circle“ sitzen alle Workshopteilnehmer zusammen und lesen sich gegenseitig den Stand ihres Skripts für die zu erstellende digitale Geschichte vor. Da es sich meist um sehr persönliche Themen handelt, die das erste Mal vor Publikum erzählt werden, ist das ein sehr bewegender Moment. Man gibt sich gegenseitig Feedback und sehr schnell wird deutlich, was an einer Geschichte funktioniert und was nicht. Es zeigte sich, unsere beiden Geschichten haben ein Problem: Sowohl die Gründungsgeschichte, die wir aus der Perspektive von uns beiden erzählen wollten, als auch die Kundengeschichte, die die Perspektive des Kunden im Fokus hatte, funktionierten so nicht. Im Gegensatz zu den übrigen Geschichten, die aus der Ich-Perspektive erzählten und einen ganz persönlichen Anker hatten, wirkten unsere Geschichten distanziert. Uns wurde klar, wir müssen umdenken!
Wie sich die Weiterentwicklung unserer NARRATA-Digital-Stories gestaltete, welche Hürden wir dabei nehmen mussten und wie die fertigen Geschichten aussehen, davon berichten wir im nächsten Blog.
Bis dahin viele Grüße von Karin Thier & Christine Erlach
P. S.: Herzlichen Dank an Nikoline Lohmann und Signe Sander vom Digital Storylab und der gesamten Gruppe für den tollen Workshop in Köln!