Ich gebe es zu, es hat mich gefreut und auch bestätigt, als Dirk Dobiéy, Vice President Knowledge and Enablement Solution, SAP SE, in seinem (zu recht kurzfristig zum Key Note Speech erhobenen) Vortrag „Blick in die Kristallkugel: As we might work – Die Zukunft der Wissensarbeit“ auf der KnowTech 2014 letzte Woche folgendes verkündete: Die Kompetenzen der Zukunft heißen Mathematik und Storytelling!
Dirk Dobiéy beruft sich dabei auf eine Aussage von Michael D. Rhodin, Senior Vice President der IBM Watson Group (ja, der Watson, von dem hier und natürlich auf der KnowTech ständig die Rede war). Gefragt, in welchen Feldern er jungen Menschen raten würde Kompetenzen aufzubauen, schlägt er Mathematik, Analyse und Statistik vor. Er sagt aber auch, dass die Fähigkeit Geschichten zu erzählen, also Storytelling, in Zukunft immer wichtiger werde.
Aber warum soll gerade jetzt, die seit Jahrtausenden praktizierte Technik des Geschichtenerzählens so wichtig werden?
Storytelling ist als eine Reaktion auf das neue, komplizierte Kommunikations- und Informationsumfeld in dem wir heute leben zu verstehen. In einer Welt, in der wir mittels Google, sozialer Netzwerke und Communities immer schneller an Informationen herankommen und mit diesen überschüttet werden, wird das Ringen um Aufmerksamkeit zum wichtigsten Gut der Informationsgesellschaft. Und wer in Blogs, auf Facebook, Twitter und Co die beste Geschichte erzählt, wird „geliked“, „retweeted“ und „kommentiert“. Unternehmen werden sich künftig daher immer stärker damit auseinandersetzen müssen, wie sie sich von der Konkurrenz abheben und attraktive Inhalte mit magnetischer und viraler Wirkung entwickeln können. Eine Prognose dabei lautet: Erfolgreiche Marken werden sich durch Storytelling abheben.
Natürlich gab es daneben noch viele andere Themen, vor allem rund um die neuen technischen Tools und Anwendungen für den Wissensmanager oder besser jetzt Community Manager, auf der KnowTech 2014 zu erleben.
Unser Beitrag zum Thema „Wissensbewahrung bei ausscheidenden Experten“ war dabei sicher etwas exotisch, denn es ging nicht um das schnellere Verarbeiten und Vernetzen von Wissen mittels neuester Tools, sondern im Wesentlichen um eine weitere Seite des Storytelling: dem Zuhören! Zuhören, wenn Experten von ihren Erfahrungen erzählen, gezielt nach ihrem umfangreichen Netzwerkwissen suchen und aufspüren wo wichtiges Wissen über bestimmte Projekte, Abläufe und technischen Anlagen zu finden ist. Das Interesse an diesem Thema und unserem Vortrag war aber trotz oder gerade wegen (?) des Fokus auf den Menschen sehr groß. An dieser Stelle auch nochmals vielen Dank an Anna Sommer von der SMS Meer GmbH für den gemeinsamen Auftritt.
Sich Zeit nehmen, zuhören, Zwischentöne erkennen, Wissen und Erfahrungen in Geschichten und Anekdoten entdecken… Nimmt man das Thema Storytelling ernst, ist das ganz sicher auch eine der Zukunftskompetenzen.
Mit vielen Grüßen,
Karin Thier
P.S.: Wer schon mal mit dem Kompetenzaufbau in Sachen Storytelling anfangen will: am 19.-20. März 2015 findet unser nächstes offenes Seminar in Frankfurt statt. Hier geht es zum Flyer.