Eine Woche ist vergangen, seitdem wir kreuz und quer durch die Republik unterwegs waren, um Neues zu hören, alte Bekannte aus dem Wissensmanagement-Netzwerk wieder zu sehen und dem interessierten Plenum von unserer Metaphernarbeit bei MTU Aero Engines zu berichten – Karin Thier hatte bereits von ihren Eindrücken des Workshops mit Dave Snowden und anderen berichtet (hier mehr); nun habe auch ich den Staub aus den Reisekleidern geklopft und kann anfangen zu erzählen, was auf der KnowTech 2013 in Hanau und auf dem AKWM-Symposium in Karlsruhe los war (gleich mehr in einem eigenen Blog zum AKWM….).
Auf der großen Konferenz rund um Wissensmanagement – KnowTech 2013.
Sie ist ja nicht jedermanns Sache – oft hört man, sie sei zu techniklastig, die „weicheren“, aber ebenso relevanten Themen des Wissensmanagement seien dort nicht vertreten. Nun, dem war diesmal nicht so! Zwar war natürlich mit dem Fokus auf Social Media dem an IT-Lösungen Interessierten viel geboten. Doch es gab jede Menge Beiträge und Ideenimpulse „rundherum“, die die KnowTech bunt und in meinen Augen sehr gelungen machten: schon die Keynotes waren spannend, denn es ging zum Beispiel um Crowdsourcing bei Innovationsprozessen, wo die „Crowd“ selbst innovative Nagellack-Farben mischen konnte, oder um Kreativitätstechniken für innovative Ideen – wobei uns der Entertainer Bernhard Wolff fabelhaft an seinem Vortrag beteiligte, etwa, indem jeder im Plenum klatschen sollte, wenn Herr Wolff mit dem Finger jenen Punkt auf der Gaußschen Normalverteilungskurve von Intelligenz erreichte, an dem man sich selbst verortete 😉
Vielleicht ein kleiner – neudeutsch – „Nerd-Faktor“ bei der Paneldiskussion nach den Keynotes: wer von den Zuhörern eine Frage hatte, dem wurde geraten, diese zu tweeten; sie würden dann von der Twitterwall verlesen werden. Einfach den Finger zu heben und die Frage selbst, sozusagen nicht medial vermittelt, zu stellen, ist wohl in Zeiten der Social Media altbacken, so scheint es…
Wunderbar dafür der Vortrag von Erik Händeler, seines Zeichens Zukunftsforscher und Bestseller-Autor, zur kooperativen Arbeitskultur und den Kondratieff‘schen Wellen in der Wirtschaftsentwicklung: die nächste Knappheit wäre das Fehlen von Wissensarbeitern! Also sei die beste Investition in die Zukunft, in Bildung und Menschen zu investieren.
In 6 parallelen Sessions fächerte sich eine Menge an wertvollen Impulsen auf – meine Highlights:
- Michael Schomisch, CIO, Detecon International GmbH Köln, beschreib den Findungsprozess der Kommunikationsabteilung und der IT-Verantwortlichen beim Entwickeln eines neuen „integrated social workplace for knowledge worker“ – erst, als die beiden Parteien eine gemeinsame Metapher fanden („wir bauen gemeinsam ein neues Haus“), die ihnen das gemeinsame Ziel vor Augen führte, klappte die Kooperation. Die Metapher half bei der Gestaltung des workplace an unzähligen Stellen, um Zweck, Informationsdichte und Zuständigkeiten in den verschiedenen Levels des komplexen neuen Intranets zu klären.
- Spannend die Erkenntnis des Beitrages der TU Berlin und Xpointo zu aktuellen Theorien rund um Smart Collaboration Tools: Da Vertrauen die wichtigste Währung ist (und damit Ideenaustausch meist nur in engen Geschäftsbeziehungen stattfindet), werden die offenen Plattformen (crowdsourcing) eher nur in der offenen Brainstorming-Phase bei Innovationsprozessen eingesetzt (oder auch am Ende, wenn es um die Vermarktung geht). Dazwischen werden nicht-offene (siehe Foto) Formen der Zusammenarbeit eingesetzt.
- Besonders gerne hörte ich im Beitrag von DB Systel, dass dort Wissensmanagement sehr vorangetrieben werde. Man hätte gemerkt, dass bei allen Maßnahmen auf den Stufen der Wissenstreppe die Kulturentwicklung (Sozialer Austausch, Wissensteilung etc.) ebenso weitergetrieben wird und werden muss. Daher hat DB Systel interne Coaches, Keyplayer-Multiplikatoren, etc. aufgebaut. Als es an das Zusammenführen von 2 Bereichen á 400 Mann (die sich nicht gut leiden konnten) ging, stand DB Systel vor folgenden Fragen: Wie diese 800 Leute erreichen? Wie eine Breitenwirkung erzielen, wie Haltungen, Einstellungen, Meinungen übereinander sichtbar machen, verhandelbar machen? Die Wissensmanagerin Uta Dornig bei DB Systel setzte als Lösungsweg Storytelling ein! Der freie Journalist Carsten Tesch schrieb Geschichten, die die verborgenen Haltungen und Normen ausdrücken und die vor allen Mitarbeitern im Eventstil verlesen wurden. So konnten wichtige Reflexionsprozesse angestoßen und Veränderungsimpulse gesetzt werden.
- Natürlich ein besonderer Highlight für mich auch unser eigener Beitrag, den ich zusammen mit Stefan Lange von MTU Aero Engines hielt: Das Storytelling-Projekt beim Bau einer Hochtechnologiehalle für eine Triebwerkskomponente – die an uns herangetragene Aufgabe hatte gelautet, im Verborgenen schlummernde, aber das Verhalten in Großprojekten massiv beeinflussende Haltungen und das Erfahrungswissen der Beteiligten zu heben und mithilfe einer fiktiven Erfahrungsgeschichte „Route 77“ (siehe hier für mehr Details zu diesem Projekt) weiterzugeben. Wir stellen das Projekt gemeinsam vor einem interessierten, gute Nachfragen stellenden Publikum vor.
Fazit für unseren Vortrag: alles gut gelaufen! Fazit für die KnowTech 2013: prima Veranstaltung, spannende Leute, gute Beiträge!
Beste Grüße sendet
Christine Erlach