Manchmal ist es nur ein winziger Augenblick und nichts ist mehr ist wie es war. Wenn wir auf unser Leben zurückblicken, so sehen wir eine Kette von Momenten, die über unser Schicksal entschieden haben. Da sind die großen Momente wie Geburt, Hochzeit, abenteuerliche Lebensrettung, die Liebe auf den ersten Blick und da sind die vielen kleinen kostbaren Momente, die wir täglich erleben: Die Begegnung mit der lustigen Nachbarin, der scheinbar nur für uns geschriebene Liedtext, das Lachen eines Babys. All das kann ganz schnell unsere Stimmung oder sogar den Verlauf eines Tages ändern.
Ich gebe es zu: Ich liebe Geschichten über solche kleinen und großen Momente. Ich kenne Familien, die jeden Abend gemeinsam mit Ihren Kindern den schönsten Moment des Tages teilen und ein Kollege hat mir erzählt, dass er das Tagebuch seiner Großmutter in Ehren hält, denn darin hatte sie für jeden Tag drei besondere Ereignisse festgehalten.
Jetzt hat das Audible Magazin die Idee, besondere Momente von Hörern zu sammeln und die besten als spannende, bewegende Podcast-Folge zu produzieren. Eine tolle Idee und ich freue mich schon jetzt auf diese authentischen Geschichten.
Von einem Moment, der bei mir einen großen „Aha-Effekt“ hinterlassen hat, will ich nun erzählen:
Es war im Sommer 1997. Ich war in den Semesterferien mit drei Freunden zum campen an die Spanische Küste gefahren. Schnell war das Zelt aufgebaut, das Nötigste verstaut und ab ging es ins Meer. Nach der Rückkehr zum Zeltplatz dann der Schreck: Der Autoschlüssel war weg! Im Auto waren unser gesamtes Geld, Kochausrüstung, Lebensmittel, Kleidung. Sofort breitete sich Panik unter uns aus und eine aufgeregte Suche begann. Aber auch zwei Stunden später war vom Schlüssel keine Spur. Gegenseitig malten wir uns die Szenarien eines missglückten Urlaubes in schlechter Stimmung, ohne Essen, Wechselkleidung und Geld aus. „Komm, wir gehen nochmal zum Strand, vielleicht liegt der Schlüssel ja irgendwo im Sand“, sagte Jörg zu mir. Wir zogen los, aber im Sand fanden wir den Schlüssel auch nicht. Noch missvergnügter machte ich mich auf den Rückweg. Da blieb Jörg stehen, schaute in die untergehende Sonne, strahlte und meinte: „Weißt du was? Ich finde es total klasse, dass wir den Schlüssel verloren haben. Jetzt wird unser Urlaub erst richtig spannend. Wie werden wir die Situation regeln? Was wird sich alles ergeben.“ Was? – Ich stutzte. Die Situation so zu betrachten, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Mich faszinierte der Gedanke an die abenteuerliche Seite unserer Situation aber sofort und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich die Panik in mir löste und einer Art amüsierter Gelassenheit wich.
Jörgs strahlendes Gesicht in der untergehenden Sonne habe ich seit dem schon oft heraufbeschworen. Immer dann, wenn mich Panik angesichts einer scheinbar aussichtslosen Situation beschleicht, denke ich an ihn und lasse mich von seiner entspannten Kraft inspirieren.
Den Schlüssel haben wir übrigens am nächsten Tag in der Seitentasche von Jörgs Kulturbeutel gefunden, wo er ihn gedankenverloren und sicher vor Dieben versteckt hatte.
Welche Momente fallen euch ein, die einen besonderen Platz in der Schatzkiste eures Lebens haben? Schreibt uns gerne in die Kommentare oder macht am besten mit bei „Der Moment“ vom Audible Magazin.
Mit vielen lieben Grüßen,
Karin Thier