Ob es wohl einfach Zufall war, dass gerade am Veranstaltungsort Köln des Leaving-Expert-Seminars ein so buntes Völkchen zusammen kam? Oder zieht diese weltoffene, kunterbunte Stadt einfach die Querdenker und Trendsetter genauso an wie die Traditionalisten und Bewahrer?
Diese Frage werden wir wohl nicht beantwortet kriegen – dafür haben wir die letzten 2 Seminartage rund um das Thema “Leaving Expert – Erfolgreiche Know-how-Sicherung und Wissens-Transfer bei Personalwechsel und Ruhestand von Fach- und Führungskräften” jede Menge Fragen gestellt und auch beantwortet, die mich wirklich faszinierten!
Das lag an der bunten Mischung der Teilnehmer, die verschiedener nicht hätten sein können: Top-Führungskräfte eines amerikanischen Großunternehmens für Filtrationssysteme, die Leiter Organisationsentwicklung und Finanzen einer Stiftung rund um Bildung und Wissenschaft, IT-Verantwortliche einer Versicherung und die Leiterin Personal eines großen deutschen, mittelständischen Familienunternehmens aus der Telekommunikationstechnik.
Eine heterogenere Teilnehmergruppe habe ich noch nie erlebt. Umso spannender die Diskussionsthemen, die sich aus der Kernfrage ergaben, wie man Wissenstransferprozesse in Unternehmen gestalten muss, um Erfahrungs- und Expertenwissen jenseits des bloßen Fachwissens zu erfassen, weiterzugeben und zu dokumentieren – hier ein paar der Highlights, die mich bestimmt immer wieder beschäftigen werden:
- Wird es in 10 Jahren noch eine strategisch richtige Entscheidung sein, Expertenwissen zu sichern, es im eigenen Unternehmen halten zu wollen? Oder wird es nicht vielmehr so sein, das man sich die Epxertise von extern einkaufen wird, wenn man sie denn unbedingt braucht?
- Damit eng verbunden die Frage: inwieweit wird der Experte an sich, also die Anhäufuung von geschäftsrelevantem Wissen in einer Person, noch eine Existenzberechtigung haben, wenn doch der Trend eindeutig hin zur Normierung, Standardisierung, hin zum “Lean Management nach value added, benchmarked assets” geht? Übersetzt: wenn es also wichtiger ist, Arbeitsprozesse sauber und dokumentierbar mit Standards festzulegen, als das Individuelle, Einzigartige, die besondere Expertise der erfahrenen Mitarbeiter eben, zu bewahren?
- Wie wird die zunehmende Digitalisierung und Durchdringung der Unternehmen mit Social Media, wie wird die zunehmende Verwischung der Grenzen zwischen Job und Freizeit, zwischen unternehmensinternen Kollegen und externen Wissens-Communities die Kommunikation und Kooperation der Mitarbeiter und vor allem deren Wissensteilung verändern?
- Werden wir in 30 Jahren noch Nachwuchs unter den Experten haben, wird es die “Generation Y” unter unserem Bildungssystem und im Bann der digitalen Welt schaffen, wirklich tiefes, elaboriertes, auch über den eigenen Fachbereich hinausgehendes Wissen zu erwerben, das einen befähigt, ein (selbst-)kritischer und reflektierter Wissensarbeiter zu werden?
Schwerwiegende Fragen, die uns da beschäftigten und die wir kontrovers und vielschichtig diskutierten, sodass das Seminar rundum spannend und interessant war. Ich bin jetzt schon gespannt auf die nächste Durchführung des Seminares im April 2015 – dann in Hamburg… (spätestens dann kann ich meine ganz persönliche Hypothese überprüfen, dass Köln und kunterbunte Teilnehmergruppen was miteinander zu tun haben… ;-))
Beste Grüße sendet
Christine Erlach