Freitag in Stuttgart, im großen Kinosaal des ehemaligen Bahnhofes von Stuttgart, nun ein Kino namens METROPOL. Das erste “Storytelling-Camp” fand im Rahmen der Filmschau Baden-Württemberg statt, die Kinositze sind mit rotem Samt gezogen und sehr gemütlich, das Setting lädt zum Zurücklehnen und Entspannen ein.
Doch der erste Redner macht die rund 200 gespannten Zuhörer schnell wach: der Regisseur vom James Bond-Film “Der Morgen stirbt nie”, Roger Spottiswoode, zieht uns in seinen Bann, als er von der Stoffentwicklung für Spielfilme im US-Studiosystem versus Independent-Produktionen erzählt. Er zeigt drastisch am Beispiel von Donald Trump, dass jede Kultur die eigene Story kennen muss, den Kern, an dem man die Identität eines Volkes, einer Nation, einer Gemeinschaft wie etwa Europa, oder gar des gesamten „Westens“ ablesen kann: das Lebensprinzip der Freiheit und des Weltfriedens. Fehlt diese Story oder kennt man sie nicht (wie Trump), ist dies der Beginn einer globalen Veränderung, doch ohne Sinn und Richtung, da die gemeinsame Story unbekannt sei.
Die Kraft von der Erzählung wurde besonders deutlich, so Spottiswoode, als die Regierung von Ruanda nach dem Genozid an den Tutsi in den 90er-Jahren vor dem Problem stand, Abertausende von Massenmördern in den Gefängnissen zu beherbergen und weder gewillt war, sie dort zu behalten, noch sie umzubringen – wie sollte je eine Eingliederung von Menschen, die 3,4,5, mehr Menschen ermordet hatten, gelingen? The Narrative of Unforgivable Things, so seine Idee, die berührend, schmerzhaft, langwierig ist – und doch von Erfolg gezeichnet ist! Einige der Sträflinge mussten einen ganzen Tag lang den Familien der von ihnen Ermordeten, der Dorfgemeinschaft der wenigen Überlebenden erzählen, was sie getan hatten. Sie sollten von ihren Mordtaten erzählen. Am Ende des Tages entschied die Dorfgemeinschaft, entschieden die Hinterbliebenen der Ermordeten, ob der Mörder wirklich bereute, was er getan hatte. Wurde dies so empfunden, wurde er aus dem Gefängnis entlassen und durfte in die Dorfgemeinschaft zurückkehren.
Nach dieser ergreifenden Ansprache des Ausnahme-Regisseurs trennte sich das Storytelling-Camp in 2 Themenblöcke, “Storytelling für Film und TV” sowie “Storytelling in der Unternehmenskommunikation”. Prof. Michael Müller war einer der Gastgeber des Storytelling-Camp und moderierte den 2. Themenblock rund um den Unternehmensfilm oder das “Visual Storytelling” als einen erfolgreichen Weg, um Zielgruppen zu erreichen. Grundlagen für ein erfolgreiches Storytelling im Unternehmensfilm vermittelten die Unternehmensberaterin Petra Sammer (Buch “Visual Storytelling”), Frieder Sandel, Projektmanager Film bei der Siemens AG, und der Regisseur Wolfgang Lanzenberger (Buch “Unternehmensfilme drehen”).
Besonders spannend: nach den Beispielen von den “Profis” konnten Studierende und freie Künstler ihre eigenen Projekte rund um den Unternehmensfilm vorstellen und bekamen von allen Anwesenden Faadback zu ihren Filmen!
Nach diesem tollen Tag waren wir alle gut gelaunt und voller neuer Ideen rund um Storytelling und Film – wer weiß, schon sind erste Pläne im Raum, zusammen mit der Fh Burgenland mit Prof. Silvia Ettl-Huber, Expertin für Unternehmenskommunikation und Storytelling, ein spannendes Projekt mit Start Ups zu machen … 🙂
Beste Grüße sendet und eine schöne Adventswoche wünscht
Christine Erlach