In unserem Blogbeitrag Learning Histories und Storytelling in der interkulturellen Kommunikation – ein etwas anderer Ansatz haben wir ja bereits über das Disseratationsvorhaben von Thomas Kurz , der sich schon lange als Dozent der Fachhochschule Salzburg GmbH mit dem Thema Learning Histories beschäftigt, berichtet und angekündigt, dass es bald mehr über dieses spannende Projekt zu berichten gibt. Jetzt ist es soweit und ich übergebe das Wort an Thomas, der uns über seine Motivation für dieses Thema und erste Inhalte seines Vorhabens berichten wird:
November 2013: Ich sitze mit einer Gruppe Multimedia Technology Studenten und Studentinnen beim Abschluss-Feedback meiner Lehrveranstaltung zusammen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass ich nach 10 Jahren Arbeit in internationalen Projekten, doch noch ein Doktorat und somit mein eigenes Forschungsprojekt starte. Fokus sollte die Zusammenarbeit und Kommunikation von österreichischen mit chinesischen Unternehmen sein. Während dieser Feedback-Runde schossen mir wieder einmal eine Reihe von Fragen durch den Kopf: Was unterstützt das Lernen von „Kultur“ denn am Besten? Wie kann ich die Erfahrungen der österreichischen und chinesischen Organisationen einfangen? Ist eine andere Kultur überhaupt erlernbar?
8,4 Millionen und 1,3 Milliarden Menschen – zusammengefasst in nur zwei Wörtern des Titels meiner Dissertation: Austria-China.
Ich fand es ziemlich grotesk, dass einem Lehrbeauftragten eines Kurses mit dem Titel „Intercultural Communication“ diese Fragen noch immer durch den Kopf gingen. Ich sollte es doch wissen, oder?! Phil Collins hat einmal gesagt: „In learning you will teach, and in teaching you will learn.“ Und meine Studenten und Studentinnen lösten für mich an diesem Tag den Knoten in meinem Kopf.
Ich hatte die Lehrveranstaltung gründlich vorbereitet und mir einige Gedanken gemacht welche Theorien, Übungen und Beispiele ich den Studierenden vorstelle. Die Rückmeldungen am Ende brachten ein für mich damals überraschendes Ergebnis: „Der Unterricht war interessant und auch die fachspezifischen Informationen waren nützlich, aber das Highlight waren die Geschichten aus der Praxis, die Sie zwischendurch erzählt haben. Von denen hätten wir uns noch mehr gewünscht.“ Am Abend dieses Tages überlegte ich in Ruhe, was das jetzt für mich zu bedeuten hatte. Kennen Sie diese Momente, wenn Sie schon ewig über etwas nachdenken und Sie auf keine vernünftige Lösung kommen und plötzlich kommt eine Idee – dieser „Moment of Insight“ – wo Sie instinktiv wissen: das ist es! Genau so erging es mir an diesem Abend mit interkultureller Kommunikation und Storytelling. Genau diese Kombination sollte die Grundlage für meine weiteren Forschungen bilden.
Heute, ein halbes Jahr, zig tausend Seiten Literatur und viele Gespräche später, hat sich für mich bestätigt, dass Erfahrungsgeschichten für interkulturelles Lernen einfach Sinn machen. Über Storytelling und die am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelten Learning Histories bin ich auch zu Karin Thier, Christine Erlach und Narrata.de gekommen. Narrata arbeitet ja schon seit Jahren erfolgreich mit Erfahrungsgeschichten in und mit Unternehmen. Bevor ich mich in meiner Arbeit mit unternehmensspezifischen Erfahrungsgeschichten beschäftige, sammle ich jedoch in der ersten Phase meines Projektes die unternehmensübergreifenden Erfahrungsgeschichten von österreichischen mit chinesischen Unternehmen.
Bis Ende dieses Jahres werde ich circa 100 Interviews mit Unternehmen, Wirtschaftsvertretungen, Delegierten und Consultants führen (siehe Abbildung). Zusammen mit Inputs aus westlicher und östlicher Literatur entstehen daraus die gesammelten Erfahrungsgeschichten von österreichischen mit chinesischen Organisationen. Im Herbst präsentiere ich die ersten Ergebnisse bei einer Konferenz in China. Kommendes Jahr werden diese vorwiegend österreichischen Erfahrungen bei einem Symposium an der Fudan Universität in Shanghai präsentiert und von chinesischer Seite noch einmal reflektiert. All das ergibt ein Paket von Erfahrungsgeschichten Austria-China mit spannenden Geschichten, vielen Lessons-Learned und Illustrationen von den wichtigsten Kernaussagen in Form von Comics. Diese Erfahrungsgeschichten bilden die Grundlage für die Anwendung von Learning Histories innerhalb von einzelnen Unternehmen – aber das ist eine andere Geschichte.
Sollten Sie Interesse an Erfahrungsgeschichten im interkulturellen Bereich haben, oder selber welche erzählen können – schreiben Sie mir oder vernetzen Sie sich mit mir auf LinkedIn, Xing, Facebook oder besser noch: Wir treffen uns zu einem Erfahrungsaustausch, ganz „altmodisch“, Gesicht-zu-Gesicht.
Thomas Kurz
http://Austria-China.com
office@jointhedots.at
Wir werden das Projekt natürlich hier weiterverfolgen und in unregelmäßigen Abständen darüber berichten.
Viele Grüße, Karin Thier